Wharncliffe
Wharncliffe ist der Name einer Klinge, die wegen ihrer außergewöhnlichen Form häufig als umgedrehte normale Klinge bezeichnet wird. Wharncliffe-Klingen sind vergleichsweise kurz, außergewöhnlich dick und besonders belastbar.
Das Design der Klinge und ihr Name gehen zurück auf Lord Wharncliffe, den Inhaber des Messerherstellers Rodgers & Sons im englischen Sheffield. Er wollte eine Klinge herstellen, die anders als die gängigen Klingen des frühen 19. Jahrhunderts nicht schmal, sondern breit war, so dass sie auch starker Belastung standhalten konnte. Das Resultat seiner Bemühungen war die später nach ihm benannte Wharncliffe-Klinge, die 1832 zum ersten Mal produziert wurde.
Während bei einer normalen Klinge der Klingenrücken gerade und die Schneide zur Spitze hin gekrümmt ist, verhält es sich bei der Wharncliffe-Klinge genau umgekehrt: bei ihr ist der Rücken gekrümmt und die Schneide gerade. Typisch für diese Klingenform ist weiterhin, dass der Rücken leicht konvex ist, bevor er von einem ungefähr auf Mitte der Klingenlänge liegenden Scheitelpunkt zur Klingenspitze hin abfällt. Die Spitze einer Wharncliffe-Klinge ist stark akzentuiert. Neben dieser Grundform gibt es Varianten der Wharncliffe-Klinge, bei denen die Schneide nicht ganz gerade ist, sondern zur Spitze hin einen leichten Bauch bildet.
Häufig verwechselt wird die Wharncliffe-Klinge mit der Sheepfoot-Klinge, der sie zwar auf den ersten Blick ähnelt, von der sie sich aber in einigen entscheidenden Punkten unterscheidet. Auch Sheepfoot-Klingen haben einen gekrümmten Rücken und eine gerade Schneide, allerdings ist bei ihnen der Rücken nicht konvex geformt und fällt auch erst ganz am Ende der Klinge abrupt zur Spitze hin ab.
Ihre besondere Geometrie bestimmt auch die bevorzugten Anwendungsgebiete der Wharncliffe-Klinge. Sie eignet sich besonders für alle gröberen Schnitz- und Schneidetätigkeiten. Dank ihrer feinen Spitze lassen sich mit ihr aber auch präzisere Schnitte ausführen, und ziehende Schnitte gehen mit ihr besonders gut von der Hand.