Knochen
Tierknochen werden in der Messerproduktion seit Jahrtausenden zur Herstellung von Griffen verwendet. Heute kommen dabei vor allem Rinder- und Rentierknochen zum Einsatz.
Tierknochen, auch Gebeine genannt, werden seit frühesten Zeiten zur Herstellung von Werkzeugen, Schmuck sowie Kunst- bzw. kultischen Gegenständen verwendet. Es ist historisch überliefert, dass bereits der Homo erectus, der erste aufrecht gehende Urahn des Homo sapiens, vor mehreren hunderttausend Jahren erste Werkzeuge aus Tiergebein anfertigte. Die frühesten vom Homo sapiens hergestellten Beinschnitzereien – also handwerkliche Arbeiten aus Tierknochen – sind über 30.000 Jahre alt und wurden aus Mammut-Elfenbein angefertigt. Ein wesentlicher Grund für die Verwendung von Tiergebein zur Herstellung von Werkzeugen und anderen Gegenständen war, dass geeignetes Holz nicht immer und zu jeder Zeit zur Verfügung stand. In Mitteleuropa war Holz beispielsweise während der Eiszeit Mangelware, so dass Tierknochen eine wichtige Ressource darstellten. Auch im Mittelalter war die Nutzung von Tierknochen für die Herstellung von Werkzeugen und anderen Gegenständen hierzulande noch weit verbreitet und nahm erst im Laufe der Neuzeit ab.
Weiter verwendet werden Tierknochen in der Produktion von Messergriffen vor allem in Gegenden mit großer Beinschnitzer-Tradition, im deutschsprachigen Raum vor allem in Süddeutschland, der Schweiz, Österreich und Südtirol, wo auch die mit der Beinschnitzerei verwandte Hornschnitzerei – also die Herstellung handwerklicher Arbeiten aus dem Geweih von Tieren – weit verbreitet ist. Soweit auch heute noch Tierknochen zur Herstellung von Messergriffen eingesetzt werden, handelt es sich dabei zumeist um Rinder- und Rentierknochen. Die Verwendung von Rentierknochen erklärt sich nicht zuletzt daraus, dass die Beinschnitzerei in Skandinavien, dem Hauptlebensraum der Rentiere, jahrhundertelang weit verbreitet war. Wegen ihrer ähnlichen Struktur und Farbe kommen Rinder- und Rentierknochen heute oft auch als Ersatz für das artengeschützte Elfenbein zum Einsatz.
Seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert spielen Tierknochen in der Produktion von Messergriffen quantitativ zwar nur noch eine untergeordnete Rolle, sind jedoch insbesondere bei besonders hochwertigen Messern immer noch anzutreffen.