Unweit vom Firmensitz der Böker Manufaktur in Solingen befindet sich Schloss Burg. Die Festungsanlage aus dem Mittelalter ist das Wahrzeichen des Bergischen Landes und war Stammsitz der Grafen von Berg, den Namensgebern unserer Region. Sie ist zugleich eine der größten Burgen Westdeutschlands, und die größte rekonstruierte Burganlage in Nordrhein- Westfalen. Heute wird Schloss Burg zu vielfältigen kulturellen Zwecken genutzt, unter anderem als Museum, Veranstaltungsort und Gedenkstätte.
BERGUNG
Das Holz der Griffe dieser Sondermodelle stammt aus historischen Eichenbalken aus dem Bergfried, dem 32 Meter hohen Hauptturm von Schloss Burg. Die Eichenbalken wurden im Rahmen der über 30 Mio. Euro teuren Sanierung und energetischen Modernisierung von Schloss Burg freigelegt und ersetzt. Aufgrund unserer engen Beziehung zum Schlossbauverein Burg a.d. Wupper e.V. ist es uns gelungen, eine kleine Menge Holz aus über 100 Jahre alten Eichenbalken dieses Baudenkmals zu bekommen. Die neuen, limitierten Sondermodelle sind eine Reminiszenz an unsere lokale Geschichte, der wir unser Handwerk verdanken.
STANZEREI / LASERSTRAHLSCHNITT
Die exakte Klingenkontur wird per Laserstrahlschnitt aus dem besonders schnitthaltigen Kohlenstoffstahls O1 gewonnen. Dieses Klingenmaterial eignet sich aufgrund seiner überlegenen Eigenschaften und seiner exzellenten Schnitthaltigkeit hervorragend für hochwertige Taschenmesser. Die Messing-Platinen (Erle), Messing-Zwischenstücke und Rückenfedern werden mithilfe von hauseigenen Stanzwerkzeugen und -maschinen traditionell ausgestanzt. Die zwei bis vier Neusilberbacken (je nach Modell) werden genau wie die kleinen Embleme und der Nagelhau der Klingen aufwändig geprägt. Jede Klinge wird zudem mit dem Gangzeichen „Böker Solingen Germany“ versehen. Die 4 Backen werden anschließend aus dem Rohling ausgestanzt, danach auseinander gesägt und entgratet.
HÄRTEREI
Noch vor dem Schleifen werden die Klingen in der Härterei auf die Endhärte von 60 bis 61 HRC gebracht. Bei einer Härtetemperatur von ca. 870 °C werden die Kohlenstoffstahlklingen für mehrere Minuten gehalten, bevor sie einem Ölbad abgeschreckt werden. Damit die sehr spröden Klingen im Alltagseinsatz nicht brechen, werden sie beim sogenannten Anlassen bei ca. 150 °C auf die Zielhärte von 60 bis 61 HRC eingestellt.
SCHLEIFEREI
In der Schleiferei wird der Anschliff, also die lange Phase vom Rücken bis zur Schneide, angebracht. Hierzu werden die bereits gehärteten Klingenrohlinge einzeln, per Hand, auf die klingenspezifische Vorrichtung gelegt. Besondere Sorgfalt erfordert die Kühlung der Werkstücke, da sich die Klingen durch den Wärmeeintrag verziehen oder sogar etwas von ihrer Härte verlieren könnten.
HANDPLIESSTEREI
Sitzend am Schleifbock wird jede geschliffene Klinge und Rückenfelder in der Handpliessterei einzeln kontrolliert und gegebenenfalls nachbearbeitet, damit die Mechanik des fertigen Messers jederzeit gewährleistet werden kann. ÄTZEREI Die Messer dieser Serie tragen unverkennbar ein ganz besonderes Klingenfinish. Dieses dient nicht nur als optisches Highlight, sondern schützt die nicht-rostfreie Klinge zudem vor schädlichen Umwelteinflüssen. Hierbei wird jede Klinge per Hand in eine Säurelotion getaucht.
ROMMELN / GLEITSCHLEIFEN
Nach der Aufbringung der dunklen Ätzung wird eine gleichmäßige Mikrokratzer-Struktur mithilfe des Gleitschleifverfahrens aufgebracht. Hierzu werden die Klingen in einer Trommel zusammen mit verschiedenen Steinen „gewaschen“; das Reiben und Fallen der Steine sorgt für den gewünschten Effekt, der eine erhöhte Resistenz gegenüber Kratzern und Abnutzungsspuren zur Folge hat.
SCHALENABTEILUNG
In der Schalenabteilung erfolgt im nächsten Schritt die Fertigung der historischen Beschalung. Die massiven Eichenstämme sind echte Unikate und wurden in längst vergangenen Zeiten mit Handwerkzeugen geformt. Durch die unterschiedlichen Längen und die zahllosen Löcher und Aussparungen, die den Zapfenverbindungen und Holznägeln geschuldet sind, bedarf die Bearbeitung viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl um den Verschnitt des limitierten Werkstoffes zu minimieren. Zunächst werden die Balken auf der Tischkreissäge zu Blöcken zerschnitten, die anschließend zu Kanteln weiterverarbeitet werden. Aus diesen Kanteln werden bei einem weiteren Arbeitsschritt auf der Tischkreissäge filigrane Holzschalen mit einer Stärke von ~3,5 mm gewonnen. Mithilfe einer handgeführten Fräs-/ Schleifmaschine wird anschließend die grobe Kontur der Holzschale vorgefräst.
VORMONTAGE
In der Vormontage werden die zwei Holzschalen auf jeweils einen Erl genietet. Die Neusilberbacken werden im Punktschweißverfahren ebenfalls auf der Platine fixiert. Damit die Führungsstifte im weiteren Verlauf alle Komponenten zusammenhalten können, werden nun die entsprechenden Löcher gebohrt.
In der Reiderei werden die beiden Schalen sowie die Klingen und alle weiteren Komponenten mithilfe von Neusilber-Führungsstiften zusammengesetzt und anschließend verpresst. Auch wenn die Messer mit Ausnahme des schwarz ausgelegten Baumschildes vollständig sind, erinnern die limitierten Sammlerstücke noch wenig an einen Handschmeichler.
AUSMACHEREI
In der Ausmacherei verwandeln sich die zusammengesetzten Komponenten mit herausstehenden Führungsstiften, scharfkantigen Ecken und überstehender Eichenbeschalung in ein hochglanzpoliertes Schmuckstück, welches die Augen eines jeden Sammlers zum Leuchten bringt. Bis es soweit ist, wird jedes Taschenmesser auf vier Schleifbändern mit unterschiedlichen Körnungen und Geschwindigkeiten, einem Polierfilz und Leinenlappen bis zur Perfektion veredelt.
Das Messer entspricht nun in Form und Kontur dem finalen Produkt – jedoch ist die Klinge noch nicht geschärft. Die Klingen der einzelnen Modelle werden ausgeklappt und per Hand am Bock im Winkel von 30 Grad abgezogen.
ENDKONTROLLE
In der Endkontrolle wird das Böker-Emblem in die vorbereitete Sackbohrung eingesetzt. Jedes einzelne Messer wird auf den traditionellen Sortierbrettern aus Holz sorgfältig gereinigt und auf einwandfreie Funktion kontrolliert. Selbst kleinste Mängel werden nachgearbeitet, so dass nur makellose Produkte den Weg in die Produktverpackung finden. Die lange Reise der historischen Schloss Burg Serie durch unsere Manufaktur neigt sich mit dem Weg zum Hauptlager ihrem Ende zu. Von dort beginnt mit dem Kauf des Messers eine neue Reise als zuverlässiger Begleiter seines stolzen Besitzers. Alle Modelle sind weltweit streng limitiert auf 1133 Exemplare (Fertigstellungsjahr der Burg).