Kenton Green arbeitet seit 2015 als Verkaufsleiter bei Böker USA in Lakewood, Colorado.
Kenton, wie lange arbeitest du schon bei Böker USA und was genau sind dort deine Aufgaben?
Ich arbeite bereits seit 2015 bei Böker und bin derzeit als Verkaufsleiter für die Bundestaaten am Mittelatlantik und im Südosten der USA verantwortlich.
Was gefällt dir an deiner Arbeit und den Produkten besonders gut?
Seit nunmehr 18 Jahren bin ich in der Outdoor- Branche tätig und habe in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Produktionsentwicklung für über 45 verschiedene Hersteller gearbeitet. Dabei hatte ich die einmalige Gelegenheit, umfassende Kenntnisse über Schusswaffen, taktische Ausrüstung und unterschiedlichste Messer zu erlangen. Diesen Erfahrungsschatz kann ich in meiner jetzigen Position perfekt einbringen. Messer und Schneidwaren generell haben mich zudem schon immer sehr fasziniert. Und da ein Messer nur wenigen Auflagen unterliegt, eignet es sich perfekt als praktischer Alltagsgegenstand, der zudem über ein unverwechselbares Flair verfügt und nicht selten von Generation zu Generation weitervererbt wird. Die Messer, die wir heute herstellen, werden uns lange überleben und die Geschichte von Böker weitererzählen.
Du bist maßgeblich an der Konzeption unserer militärhistorischen Damast-Projekte sowie an der Beschaffung der Originalmaterialien beteiligt. Woher kommt Deine Faszination für historischen Stahl und wann hat sie begonnen?
Ich persönlich hatte schon immer ein großes Interesse an geschichtsträchtigen Ereignissen, die die Welt verändert und geformt haben. Vor allem die Militärgeschichte hat für jeden eine individuelle Bedeutung. Damit meine ich vor allem diejenigen, die militärisches Gerät für den Einsatz entworfen, gebaut oder bedient haben. Seitdem ich bei Böker arbeite, verstehe ich die lange Firmengeschichte im Zusammenhang mit den vielfältigen Produkten zudem immer besser. Auf diesen Grundlagen bietet sich die einzigartige Möglichkeit, historische Produkte zu entwickeln und unsere ständig wachsende und vielfältige Kundschaft aus aller Welt damit zu begeistern.
Wie hast Du es geschafft, an den historischen Stahl zu gelangen?
So manch altes Militärgerät ist heutzutage extrem selten und es gibt davon oftmals nur eine Handvoll Exemplare. Man könnte fast vermuten, dass die Materialbeschaffung nur über zwielichtige Quellen ablaufen kann.
Ist dem tatsächlich so?
Ich möchte an dieser Stelle nicht allzu viel verraten, kann aber sagen, dass ich seit dem Beginn des initialen Panzer-Projekts mit dem berühmte M4 Sherman vor drei Jahren umfangreiche Nachforschungen angestellt habe, um qualitativ hochwertige Stähle für unsere Damast-Produktion zu finden. Denn seit jeher gingen Ingenieure und Hersteller der Kriegswirtschaft äußerst kreativ mit den verfügbaren Materialien um. Die Suche führte zu den angesehensten Maklern und Sammlern in den USA, Europa und Asien. Dabei habe ich zahlreiche Menschen kennengelernt, die unser Interesse an diesen äußerst seltenen Stücken teilen und sich sehr darüber freuen, dass die Geschichten der historischen Stücke mit unseren Messern in einem neuen Kapitel weitererzählt werden. Ich kann all denjenigen, die hinter unseren Projekten ein „zwielichtiges Untergrundnetzwerk“ vermuten, reinen Gewissens versichern, dass alle erworbenen Stücke ein engmaschiges Zertifizierungs- und Dokumentationsverfahren bei den örtlichen Museums- und Antiquitätenbehörden durchlaufen haben. Der belegbare Weg zum „historischen Altmetall“ ist ein langwieriger Prozess, aber die Mühe lohnt sich allemal!
Wie wird das Material auf seine Echtheit hin überprüft?
Von jedem Exemplar wird in unserer Werkstatt ein Stück abgetrennt und gereinigt, das dann zur Analyse an unseren zertifizierten Metallurgen geschickt wird. Dabei kommen sehr interessante Dinge zu Tage, zum Beispiel, dass historische Rüstungs- und Panzerungsteile durchaus schon damals nach dem heutigen Stand der Technik hergestellt wurden. Das begeistert nicht nur die Fachwelt.
Welches historische Böker Damast Projekt bleibt dir persönlich besonders in Erinnerung und warum?
Mein bisheriges Lieblingsprojekt erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Americans in Wartime Museum, das uns den Stahl des M4 Sherman Panzers zur Verfügung stellen konnte. Außerdem hat das Museum uns auch seine Kooperationsbereitschaft für weitere US-amerikanische und europäische Panzer- Projekte zugesichert. Die Beziehung zum Americans in Wartime Museum ist eine ganz besondere, denn ein Teil des Erlöses jedes entsprechenden Messers fließt an das Museum selbst und an verschiedene Veteranenprogramme. Durch die Zusammenarbeit mit der Americans in Wartime Group konnten wir zudem neue Kontakte mit anderen Militär-, Marine- und Luftfahrtmuseen knüpfen, die sich ebenfalls der Bewahrung unserer Geschichte verschrieben haben und wertvolle Partner für weitere gemeinsame Projekte darstellen.
Wie ist der Kontakt und die Zusammenarbeit mit dem Americans in Wartime Museum zustande gekommen?
Aus der ursprünglichen Anfrage heraus wurde uns das Konzept des historischen Programms ausführlich nähergebracht, sodass sich im Laufe der Zeit eine vertrauensvolle und persönliche Beziehung entwickeln konnte, die seitdem von hoher gegenseitiger Wertschätzung geprägt ist. Beide Seiten eröffnen einander völlig neue Blickwinkel, die für die weitere Zusammenarbeit sehr förderlich sind.
Welche Bedeutung hat der Kontakt zu Militärveteranen in diesem Kontext?
Durch den täglichen Kontakt mit aktiven Soldaten und Veteranen sowie der regelmäßigen Teilnahme an verschiedenen Veteranen-Veranstaltungen lernt man ihre staatsbürgerlichen Pflichten und Opfer deutlich besser einzuordnen und zu respektieren. Jedes Land, jedes Unternehmen und jeder Einzelne haben ihre eigene Art und Weise, jene zu ehren, die ihrem Vaterland dienen oder gedient haben. Mit der Herstellung geschichtsträchtiger Produkte bringen wir unsere Wertschätzung in diesem Punkt zum Ausdruck und hoffen, dass die jeweilige Geschichte noch über Generationen hinweg weitererzählt wird.
Gibt es eine Geschichte, die dich besonders beeindruckt hat?
Jedes historische Werkstück hat seine eigene Geschichte. Es ist daher sehr schwierig zu sagen, dass mich eine bestimmte Geschichte mehr beeindruckt als eine andere. Auch der potenzielle Kunde mit seinen individuellen Erfahrungen und Interessen kann letztlich nur für sich selbst entscheiden, welches Messer für ihn in Frage kommt.
Was machst du, wenn du nicht gerade auf der Suche nach historischem Stahl bist. Womit verbringst du deine Freizeit am liebsten?
In meinem Beruf als Verkaufsleiter habe ich aufgrund der hohen Auftragslage leider nicht allzu viel Freizeit. Früher habe ich mich ab und an dabei erwischt, Zeit in der Wildnis zu verbringen oder in meiner Werkstatt Möbel zu bauen. Gelegentlich habe ich ein Auto restauriert, um es dann an den nächsten Autoliebhaber weiterzuverkaufen.
Welchen Tipp hast du für Neulinge, die sich mit Kriegsgeschichte und militärischen Waffen beschäftigen wollen?
Man sollte nicht nur über Geschichte lesen, sondern sie mit all seinen Sinnen erfassen, sei es an historischen Orten oder in Museen. Worte allein können weder das Wissen noch den nötigen Respekt gegenüber den Anstrengungen und Entbehrungen all jener vermitteln, die ihren Teil zur Geschichte bereits beigetragen haben.