Der raue Wind der schottischen Highlands peitscht unerbittlich Regen in sein Gesicht. Die Kälte macht sich im ganzen Körper breit. Der Magen knurrt. Seine Reaktion: ein zufriedenes Lächeln. Denn er liebt die Natur und atmet das Abenteuer. Seit 2007 teilt Hajo Wilkes im Böker Außendienst seine Begeisterung für das Außergewöhnliche mit seinen Großkunden und dem Fachhandel aus Deutschland, den Benelux Staaten und Großbritannien. Seine Vita und vielfältigen Hobbys machen ihn zu einem unverzichtbaren Mitglied in der Böker Produktentwicklung. Es gibt kaum eine Produktgruppe im Sortiment, zu deren Ziel- und Anwendergruppe der Outdoor- Enthusiast nicht gehört. Im Folgenden gibt der sympathische Adventure-Außendienstler interessante Einblicke in Feuer, Schwarzpulver und Magie.
Was hat Dich in unsere Messer-Branche verschlagen?
Mein Großvater mütterlicherseits war Schlachter und Jäger, mein Großvater väterlicherseits Werkzeugmacher. Gingen andere Kinder zum Spielen hinaus, so wurden sie gefragt, ob sie eine Mütze haben. Ich hingegen wurde gefragt, ob ich ein Messer dabeihabe. Ein Messer war immer etwas Reales. Ich konnte praktische Dinge damit machen und es gab mir beim Herumstromern im Wald ein zusätzliches Gefühl von Abenteuer. Früh habe ich angefangen, mir einfache Messer aus Rasenmäher- und Sägeblättern zu bauen. Außerdem komme ich bei praktisch keinem meiner Hobbys ohne Messer aus.
Was sind das für Hobbys?
Ich mag alles, was mit Outdoor, altem Handwerk, Feuer, Glut, Rauch und Schießen zu tun hat.
Das ist einiges. Na, dann mal der Reihe nach. Was machst Du draußen so?
Ich bin die Pyrenäen 700 km vom Mittelmeer zum Atlantik, Sardinien, die Cevennen, das Massif Central und die schottischen West Highlands vollständig durchwandert. Ich kann von Glück sagen, dass meine Frau überall mit Begeisterung an meiner Seite war. Oft ist sie es sogar, die bei der Routen- und Etappen- Planung eine haarsträubende Risikofreude an den Tag legt. Wir haben im Zelt, in alten Bunkern und einmal sogar in einem stillgelegten Schlachthaus übernachtet. Radwanderungen mag ich ebenso. Auf Island sind wir die Kjölur-Bergroute mit Zelt und Rad durchfahren. Durch Staub, Wind und Fahrbahn war das eines der härtesten Projekte. Manchmal sind die Touren nur knapp gutgegangen. Wir waren schon dehydriert und deutlich unterkühlt. Statistisch sterben die meisten Menschen zwischen 0°C und +10°C an Unterkühlung. In den Pyrenäen waren wir auf 1.400 Höhenmetern mitten in einem Gewitter. Das war eine existenzielle Erfahrung. Ich habe zwei alpine Fels- und einen Eiskletterkurs absolviert. Vom 16. Lebensjahr an war ich eine Zeit lang sehr aktiver Gerätetaucher. Der letzte Tauchgang, den ich gemacht habe, führte 2008 zu den Resten der Tirpitz. Nein, den
Stahl für unsere Messer habe ich nicht hochgeholt. Ich war dort so gesehen als reiner Tourist unterwegs.
Gibt es schon Pläne für neue Projekte?
Letztes Jahr habe ich mir noch einen anderen Lebenswunsch aus der Kindheit erfüllt. Ich habe meinen Jagdschein gemacht und bin in das Bläsercorps unseres Hegeringes eingetreten. Hier wird es noch einiges zu erleben geben, denke ich. Allerdings habe ich noch eine alte Rechnung mit dem Watzmann offen. Die Gratüberschreitung musste ich schon drei Mal aufgrund der schlechten Wetterlage abbrechen.
Was meinst Du mit Glut und altem Handwerk?
Ich liebe unseren Kaminofen und Holz dafür zu machen. Ab und zu glühe ich in unserem Ofen außerdem alte Feilen und Raspeln weich- zur Not auch mal mit dem Schneidbrenner. Mit Winkelschleifer und Feile arbeite ich sie zu einfachen Klingen um. Anschließend bringe ich sie erneut auf Rotglut und härte sie mit vorgewärmtem Salatöl. Zuletzt lasse ich die Klingen 2x 20 min auf 200°C in unserem Backofen an. Die Verarbeitung interessiert mich dabei nicht. Das können meine Kollegen bei Böker besser. Faszinierend finde ich vor allem den thermischen Prozess. Man darf nicht vergessen: Ob meine Kollegen die Profis oder ich als Amateur - wir Metaller sind Magier! Wir organisieren Atomgitter um! Welcher andere Handwerker kann das schon von sich behaupten? Apropos altes Handwerk: Meine Rasur erfolgt ausschließlich mit einem traditionellen
Rasiermesser. Und zwar unter allen Umständen. Das ist Ehrensache!
Dann hast Du noch vom Schießen gesprochen.
2017 habe ich begonnen Vorderlader zu schießen. Lärm, Rauch und Flammen – großartig! Für den Umgang mit Schwarzpulver habe ich eine Genehmigung nach dem deutschen SprengG §27. Inzwischen schieße ich aber auch Pistole, Revolver und Büchse in Klein- und Großkaliber sowie Flinte mit Leidenschaft. Zum Tontaubenschießen habe ich sogar noch Opas gute alte italienische Bockflinte. Während der Corona-Zeit ist noch der Bogen dazu gekommen, weil die Schießstände geschlossen hatten. Auch hier gilt: Alles was man draußen machen kann ist am schönsten.
Damit zählst Du selbst zu vielen unserer Kundengruppen. Einzig im militärtaktischem Bereich hast Du bislang keine Fußspuren hinterlassen, oder?
Das stimmt nicht ganz. Während meines Grundwehrdienstes war ich im Aufklärungsund Verbindungszug in der Panzerkaserne in Hemer. In der kurzen Zeit habe ich eine Häuserkampfausbildung, eine Wach- und Sicherungsausbildung, ein Panzerabwehr- Ausbildung mit regulären Waffen und selbst erstellten Kampfmitteln sowie eine Funkgerätebediener-ATN genossen. Ich habe ein Munitionslager im Waldgelände bewacht. Das war ein sogenannter realer Auftrag, d.h. mit scharfer Munition.
Du bist als Vertriebsreisender viel auf Reisen. Hast Du aus diesem Erfahrungsschatz irgendwelche Tipps für unsere Kunden?
1. Im Hotel am Vorabend prüfen, ob das Wasser warm wird – morgens unter der Dusche ist es zu spät.
2. Grundregel bei Feueralarm in englischen Hotels: Liegenbleiben! Die Gäste in Pyjamas mit Geld und Reisepass auf dem Flur erkennt man leicht als UK-Anfänger.
3. Radwege in Amsterdam sind rot. Rot ist eine Warnfarbe. Das sollte man sehr ernst nehmen.
4. Wenn Raststätten-Toiletten unappetitlich sind, trotzdem nicht ins Gebüsch ausweichen. Dort spielen sich ungeahnte Dinge ab. Das eigene Erscheinen kann missverstanden werden.
5. Und am allerwichtigsten: Um einen Kampf auf Leben und Tod zu vermeiden: in englischen Küstenstädten keine Fischbrötchen im Freien essen! Die Möwen dort sind groß, erfahren, gewaltbereit und arbeiten als eingespieltes Team.