Brad Zinker ist Messermacher aus Florida und Mitglied der traditionsreichen amerikanischen Knifemakers Guild. Meist sind seine Entwürfe filigran, seine Vorliebe für schmale Klingen und reduzierte Griffkörper ist leicht zu erkennen. Das Gewicht seiner Designs spielt daher immer eine entscheidende Rolle, die außergewöhnlichen Messer sollen ihre Träger niemals belasten oder hinderlich sein.
Was war Dein erster Kontakt mit Messern?
Schon meine frühesten Erinnerungen sind mit Messern verbunden. Mein Vater war Gemüsebauer, daher hatte er natürlich immer eines bei sich. Ich selbst war Pfadfinder und Messer sind natürlich ein großer Teil der Zeltlagererfahrung.
Wann hast Du Dein erstes eigenes Messer hergestellt?
In den frühen 1980er Jahren lernte ich einen Mechaniker kennen, der bereits einige Messer hergestellt hatte. Eines Tages gab er mir ein Stück D2-Stahl und zwei Platten Micarta und sagte mir, ich solle einfach Spaß damit haben. 1984 begannen dann meine ersten Versuche an einer 1x42 Bandschleifmaschine und ganze anderthalb Jahren später hielt ich mein erstes Messer in den Händen. Es war scharf und schnittfest, aber es war nicht wirklich schön. Das war der Beginn einer Leidenschaft, die bis heute anhält.
Und seit wann arbeitest Du als Custom-Messermacher?
Seitdem ich 1984 mit meinem ersten Messer begann, habe ich als Freizeit-Messermacher ungefähr 20 bis 25 Stunden pro Woche an Messern gearbeitet. Die einzige Ausnahme waren die eineinhalb Jahre, in denen wir unser altes Haus verkauft haben und ein neues bauen ließen. Im vergangenen Dezember beendete ich dann meine 32-jährige Karriere als Verkäufer von industriellen Maschinen für Zementmühlen, Steinbrüche und Agrarbetriebe und zog mit meiner Frau in den Norden von Florida, um unseren drei Kindern und vier Enkeln näher zu sein. Seit ich Mitte Januar meine neue Werkstatt eingerichtet habe, bin ich Vollzeit-Messermacher und arbeite sechs bis sieben Stunden am Tag in der Werkstatt.
Gibt es jemanden, den Du als Deinen Mentor bezeichnen würdest?
Larry Brahms von BladeArt, durch ihn kam auch der Kontakt zu Böker zustande. Außerdem habe ich viel von all den Messermachern lernen dürfen, die ich im Laufe der Jahre getroffen habe. Das eigene Wissen weiterzugeben ist wichtig, und auch ich konnte einige jungen Menschen dabei unterstützten, ihr erstes Messer in meiner Werkstatt herzustellen. Darunter waren auch mein ältester Sohn und meine älteste Tochter.
Wo siehst Du Dein größtes Talent als Messermacher?
Bei der Entwicklung und Herstellung schlanker, leichter Messer, die funktionell und einfach zu transportieren und zu benutzen sind. Ich versuche auch, so viel Klinge wie möglich in jeden Rahmen zu stecken.
Woher bekommst Du Deine Inspirationen?
Ich lasse mich von Dingen in der Welt um mich herum inspirieren, wie den Kurven eines Blattes oder den Linien eines Gebäudes. Aber auch die zahlreichen Messen und Treffen mit anderen Messermachern und Herstellern bieten mir Inspiration für neue Entwürfe. Ich freue mich immer wieder darauf, in die Werkstatt zurückzukehren und an neuen Ideen zu arbeiten.
Was macht Dir an Deinem Beruf am meisten Spaß?
Es macht mir einfach Spaß, Rohstoffe zu nehmen und sie in funktionale Werkzeuge zu verwandeln. Ich mag es auch sehr, meine Messermacher- Freunde auf Messen zu treffen, über die Arbeit zu reden und zu lernen, wie sie die Dinge angehen. Dieser Austausch ist wichtig und bringt einen immer wieder weiter.
Kann man bei Dir einfach ein Custom-Messer bestellen?
Wenn ich vom Design und den gewünschten Materialien fasziniert genug bin, nehme ich auch individuelle Bestellungen an. Ich ziehe es aber in der Regel vor, selbst den Entwurf und die Rohstoffe zu bestimmen und das fertige Messer dann zum Verkauf anzubieten. So stelle ich nur die Messer her, die ich wirklich herstellen möchte.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag von Dir aus?
Ich stehe um 5:30 Uhr morgens auf und gehe erst einmal an den Computer, schaue mir die aktuellen Nachrichten an und beantworte E-Mails. Ich mache die meisten meiner Designarbeiten früh morgens, während alles noch ruhig ist. Ab 8:00 Uhr morgens bin ich dann in der Werkstatt und arbeite normalerweise so bis um 12:00 Uhr an meinen Messern. Danach mache ich ein paar Stunden Pause und vielleicht auch mal ein Nickerchen, bevor ich gegen 13:30 Uhr für weitere zwei bis drei Stunden in die Werkstatt zurückgehe.
Hast Du neben Deiner vielfältigen Arbeit als Messermacher noch genug Zeit für andere Dinge?
Natürlich, denn auch wenn Messer meine große Leidenschaft sind, gibt es im Leben wichtigeres als die Arbeit. Ich versuche viel Zeit mit meinen Kindern und Enkeln zu verbringen. Ich liebe es am Wochenende für die ganze Familie zu kochen und mache den Grill meistens schon an, während ich noch in der Werkstatt arbeite.
Was machst Du in Deiner Freizeit zur Entspannung und Erholung?
Zuerst einmal Zeit mit meiner Familie zu verbringen, dann Fischen, Jagen und die Natur genießen. Ich bin sehr gerne draußen und entdecke Neues.
Gibt es noch sonst noch etwas, das Du unseren Kunden mitteilen möchtest?
Ich möchte all meinen Kunden dafür danken, dass sie ihr hart verdientes Geld in meine Custom- Messer und in meine Serienmesser von Böker investieren. Es erfüllt mich mit Stolz, dass so viele Menschen meine Arbeit zu schätzen wissen und ich ihnen mit meinen Messern Freude bereiten kann.
