Das sechsteilige Böker Sportmesser wird bereits seit 1869 in unserer Solinger Manufaktur von Hand gefertigt. Das im Laufe der Geschichte vielfach kopierte Konzept vereint zahlreiche nützliche Werkzeuge in einem hochwertigen Taschenmesser. Es befindet sich länger in Produktion als jedes andere Multifunktionsmesser von Böker. Und solange Böker in Solingen Messer fertigt, solange werden wir auch diesen Klassiker herstellen. Die unglaublich vielfältigen und aufwändigen Arbeitsschritte zur Erstellung des Sportmessers stehen exemplarisch für viele Produkte, die auch heute noch mit viel Liebe zum Detail, dem unbedingten Willen zur handwerklichen Perfektion und der Leidenschaft unserer Mitarbeiter in Handarbeit gefertigt werden. Die hohe Fertigungstiefe in unserer Manufaktur sucht damals wie heute Ihresgleichen.
Stanzerei
Die beiden Klingen aus dem klassischen Solinger Klingenstahl 4034, der Dosen- und Flaschenöffner sowie der Schlitzschraubendreher werden genau wie die insgesamt vier Messing-Platinen (Erle), ein Messing-Zwischenstück und 2 Rückenfedern aus Edelstahl mithilfe von eigenen Stanzwerkzeugen und -maschinen traditionell ausgestanzt. Die insgesamt vier Neusilberbacken werden genau wie die kleinen Embleme und der Nagelhau der beiden Klingen aufwändig geprägt und die vier Backen anschließend aus dem Rohling ausgestanzt. Danach werden sie zusätzlich von Hand mittig auseinander gesägt und entgratet, um jeweils zwei gleiche Paare zu erhalten.
Schleiferei
In der Schleiferei wird der Anschliff, also die lange Phase vom Rücken bis zur Schneide, angebracht. Hierzu werden die bereits gehärteten Klingenrohlinge einzeln, per Hand, auf die klingenspezifische Vorrichtung gelegt. Besondere Sorgfalt erfordert die Kühlung der Werkstücke, da sich die Klingen durch den Wärmeeintrag verziehen oder sogar etwas von ihrer Härte verlieren könnten.
Handpliessterei
Die beiden Rückenfedern werden parallel in der Handpliessterei weiterbearbeitet. Sitzend am Schleifbock wird jedes Teil einzeln gereinigt, entgratet und mit einem gleichmäßigen Schliffbild (Finish) versehen. Nur so kann die einwandfreie Funktion der Rückenfedern gewährleistet werden.
Schalenabteilung
Die Bearbeitung der klassischen Hirschhornbeschalung des Sportmessers ist aufgrund des variantenreichen Ausgangsmaterials mit viel Fingerspitzengefühl verbunden. Zunächst werden die zu Kanteln zugeschnittenen Teile sorgfältig betrachtet und sortiert. Aufgrund des Hornverlaufs und der unterschiedlichen Hornstärken der Kanteln müssen rund 50 Prozent der Kanteln zunächst weichgekocht werden, so dass diese in Form gebogen werden können. Durch das anschließende Planschleifen der Unterseite kann ein Großteil der Kanteln weiterverwendet werden. Im nächsten Schritt werden die beiden Hornhälften gepaart. Mit geschultem Auge wird die Auswahl von zwei Hornhälften mit ähnlicher Farbe, Struktur und Stärke vorgenommen. Erst anschließend erfolgt das Ablängen auf das Zielmaß, die Bohrung und das Senken für die Stifte und das Emblem und der Anschliff der Hornstücke an den Kopfseiten – ebenfalls alles per Hand.
Vormontage
In der Vormontage werden die zwei Hirschhornschalen auf jeweils einen Erl genietet. Die Neusilberbacken werden im Punktschweißverfahren ebenfalls auf der Platine fixiert. Damit die Führungsstifte im weiteren Verlauf alle Komponenten zusammenhalten können, werden nun die entsprechenden Löcher gebohrt. Anschließend wird die Wate geschliffen und die Schart als zukünftige Position für den Korkenzieher millimetergenau gefräst. Obwohl zum jetzigen Zeitpunkt alle Komponenten für die spätere Montage vorliegen, wird bei der Fertigung ein aufwändiger Zwischenschritt eingebaut. Der auf der Oberseite aufgesetzte Fangriemenbügel verhindert die finale Bearbeitung und Politur der oberen Neusilberbacken. Aus diesem Grund erfolgt die provisorische Montage des Messers ohne Klingen und Bügel. Erst nachdem die Kontur der oberen Neusilberbacke sorgfältig geschliffen und poliert wurde, werden die provisorischen Stifte entfernt und das Messer wieder in seine Einzelteile zerlegt. Erst jetzt kann die eigentliche Montage, das Reiden, beginnen.
In der Reiderei werden die beiden Schalen sowie die Klingen und alle weiteren Komponenten mithilfe von vier Neusilber-Führungsstiften zusammengesetzt und anschließend verpresst. Auch wenn es nun mit Ausnahme des Baumschildes vollständig ist, ist das Sportmesser noch weit von seiner finalen Anmutung entfernt.
Ausmacherei
In der Ausmacherei verwandeln sich die zusammengesetzten Komponenten mit herausstehenden Führungsstiften, scharfkantigen Ecken und überstehender Hirschhornbeschalung in einen hochglanzpolierten Handschmeichler, der jeder Westentasche gut zu Gesicht steht. Bis es soweit ist, wird jedes Sportmesser auf vier Schleifbändern unterschiedlicher Körnungen und Geschwindigkeiten, einem Polierpilz und Leinenlappen bis zur Perfektion veredelt.
Nachdem das Messer nun optisch weitgehend dem finalen Produkt entspricht, wird das weltweit bekannte Baumzeichen in Form einer Lasergravur sorgfältig auf der Vorderseite der Hauptklinge aufgebracht. Seit der Gründung hat bis heute kein Messer unsere Manufaktur ohne dieses Qualitätssiegel verlassen.
Das Messer entspricht nun in Form und Kontur dem finalen Produkt – jedoch sind die beiden Klingen und die Stech- und Reibahle noch nicht geschärft. Die Klingen werden jeweils ausgeklappt und per Hand am Bock im Winkel von 30 Grad abgezogen.
Endkontrolle
In der Endkontrolle wird das Böker-Emblem in die vorbereitete Sackbohrung eingesetzt. Jedes einzelne Messer wird auf den traditionellen Sortierbrettern aus Holz sorgfältig gereinigt und auf einwandfreie Funktion kontrolliert. Selbst kleinste Mängel werden nachgearbeitet, so dass nur makellose Produkte den Weg in die Produktverpackung aus deutscher Herstellung finden. Die lange Reise des Sportmessers durch unsere Manufaktur neigt sich mit dem Weg zum Hauptlager ihrem Ende zu. Von dort beginnt mit dem Kauf des Messers eine neue Reise als zuverlässiger Begleiter seines stolzen Besitzers.